Südkorea
Bildungsreise
Arbeiterjugend unterwegs in der Republik Korea
Der Jugendverband CAJ Münster ist ein Verband der sich für offene Kulturen und Lebenswelten einsetzt. Als internationaler Verband sind wir interessiert an Lern- und Arbeitswelten anderer Länder. Abseits der üblichen Touristenpfade war die CAJ im September unterwegs auf der südlichen Halbinsel und haben Land und Leute kennengelernt.
Nach Ende des Korea Krieges 1953 ist das asiatische Land an die Spitze der forschungsstärksten Länder gerückt und ist eine der bedeutsamsten Volkswirtschaften der Welt geworden. Das Bildungssystem gehört zu den besten der Welt. Innerhalb weniger Jahrzehnte ist das Land zu einer digitalen Volkswirtschaft aufgestiegen, ermöglicht durch Fleiß und Ehrgeiz sowie einem harten Wettbewerb (Quelle Spiegel).
Der schnellen wirtschaftlichen Entwicklung ist der gesellschaftliche Wertewandel nicht hinterhergekommen. Junge Menschen wachsen immer noch mit hohen Erwartungen durch die Familie auf. Der ideale Lebensweg sieht vor, einen exzellenten Schulabschluss zu absolvieren, ein gutes Einkommen zu erreichen und eine Familie zu gründen. Viele sehen sich nicht in der Lage, diese Erwartungen zu erfüllen und dem hohen Druck standzuhalten. Südkorea hat die niedrigste Geburtenrate weltweit. Die südkoreanischen Frauen haben die Wahl zwischen Karriere oder Hausfrau, da verweigern sich viele.
Die Vorschulbildung fängt mit dem Kindergarten an. Hier werden schon Grundkenntnisse von Lesen, Schreiben, Mathematik und Englisch geleert. Das Schulsystem gliedert sich in die sechsjährige Grundschule, die dreijährige Mittelschule mit 13 Fächern und die Oberschule. Ein System von Förderschulen sowie bei uns gibt es nicht. Der Notendurchschnitt der Mittelschule ist wichtig, um an eine gute Oberschule zu gelangen. Darum gibt es dort schon bei den Schülern*innen Nachhilfe und damit oftmals einen 16 Stundentag. Der lange Schultag setzt sich an der Oberschule fort. Ziel ist die Universitätseintrittsprüfung gut zu bestehen. Dieser Test wird einmal jährlich, gleichzeitig, im ganzen Land durchgeführt. Einer der größten Flughäfen der Welt, bei Seoul, wird für den Prüfungszeitraum stillgelegt und die Innenstädte werden gesperrt. Dieser Test entscheidet über den weiteren Lebensweg. Geht es an eine der drei Elite Universitäten oder nicht. Einige Schüler*innen sind diesem Druck nicht gewachsen, sodass es im Vorfeld der Prüfung zu vermehrten Suiziden im Land kommt.
„Während der Schulzeit gibt es keine Freiheit. Das Leben fängt erst an mit Beginn des Studiums“ hat uns eine Koreanerin erzählt. Unsere Frage, ob das koreanische Bildungssystem und der hohe Stellenwert von Bildung besser wäre im Vergleich zu unserem Bildungssystem in Deutschland ist nicht beantwortet worden. Die Koreaner*innen sind diszipliniert und effizient, da stellt sich so eine Frage gar nicht.
Das Arbeitsleben in Südkorea unterscheidet sich von unserem. Die Arbeitszeiten sind länger und Überstunden sind keine Seltenheit. Das Arbeitssystem ist sehr hierarchisch aufgebaut. Es gibt keine Ausbildungssysteme so wie hier. Durch ein, noch vorhandenes Kastendenken, kommen die unterschiedlichen Bevölkerungsschichten nicht miteinander in Kontakt und bekommen so kaum etwas mit von den Lebenswelten anderer.
Wir haben gelernt, dass Bildung einen sehr viel höheren Stellenwert hat als bei uns in Deutschland. Wobei in Korea nicht zwangsläufig ein guter Uni-Abschluss mit einem guten Job einhergeht. Gehen wir unterschiedlich mit Druck um und kann gute Resilienz helfen? Wie können wir unsere Bildung anpassen, ohne den Druck zu erhöhen? Ist unsere verbandliche Bildungsarbeit dafür hilfreich genug?