Was können wir dazu beitragen, dass jungen Menschen die Gesellschaft nicht am Allerwertesten vorbeigeht?

– Interview mit dem neuen geistlichen Leiter des Jugendverbandes CAJ Münster e.V.

1. Wie ist es für dich als geistlicher Leiter bei einer digitalen Diözesankonferenz der CAJ gewählt worden zu sein?

Das Gefühl, von einer Konferenz gewählt zu werden, ohne dass die Mitglieder davor richtig mit mir in Kontakt treten können, ist schon etwas befremdlich. Aber ehrlich gesagt, ist jede Wahl für mich befremdlich, weil ich noch nie irgendwo zur Wahl stand. Mir war es wichtig, den Mitgliedern vor der Wahl einen kleinen Eindruck von mir zu geben, deshalb habe ich ein Video aufgenommen und Annika Wester (pädagogische Leitung CAJ Münster e.V.) hat es auf den sozialen Medien hochgeladen. Generell finde ich es sehr bestärkend, nicht einfach eine Stelle anzunehmen, sondern von Mitgliedern per Wahl das Vertrauen für diese Aufgabe zu erhalten.

2. Ist es nicht eine sehr große Herausforderung, in dieser Zeit von Corona und Kontaktverboten im Jugendverband anzukommen?

Das stimmt. Kontaktbeschränkungen und generelle Unsicherheiten erschweren in jedem Fall ein ganz ungezwungenes Kennenlernen. Ein selbstverständliches „Ich komme mal auf ´nen Kaffee im Büro vorbei“ ging zum Beispiel nicht wirklich. Aber die Mitglieder des Vorstandes durfte ich schon in einer Videokonferenz kennenlernen. Das war eine total offene und witzige Runde. Mit einem Grinsen habe ich danach den Laptop ausgeschaltet. Bisher haben mir die Leute von der CAJ Münster das Kennenlernen leicht gemacht. So kann es weitergehen. Und ich merke auch, dass der Kontakt über digitale Medien mittlerweile selbstverständlicher wird.

3. Du bist nun geistlicher Leiter der CAJ Münster e.V., aber ebenso auch Pastoralreferent in der Pfarrei Liebfrauen-Überwasser in Münster – wie passt das zusammen?

Auf den ersten Blick sind ein Jugendverband und eine Pfarrei schon sehr unterschiedlich. Zum Beispiel werden in der Pfarrei Menschen allen Alters begleitet, von der Geburt bis zum Tod. Ein Jugendverband hingegen will eine im Vergleich dazu kürzere Lebensphase des Menschen gestalten. Ich persönlich bin in der Pfarrei aber sowieso nicht in allen Bereichen tätig, sondern vornehmlich im Kinder- und Jugendbereich. Daher passt das für mich gut zusammen. Und zusätzlich ist meine persönliche Motivation in der CAJ und in der Pfarrei die gleiche: Ich will gemeinsam mit anderen überlegen, wie der Glaube und Gott in unserem Leben eine Rolle spielen kann, denn meiner Meinung nach ist der Glaube etwas Bestärkendes. 4. Welche Themen möchtest du als festes Mitglied im Diözesanvorstand in die Verbandsarbeit einbringen? Erstmal interessiert mich, mit welchen Themen sich die CAJ und der Vorstand bisher beschäftigt haben. Und wir kommen bestimmt durch einfache Gespräche und konkrete inhaltliche Auseinandersetzung auf Themen, die wir alle wichtig und interessant finden. Ich habe gesehen, dass der CAJ Bundesverband im Mai eine Stellungnahme zur Zuspitzung der Lage in der Fleischindustrie veröffentlicht hatte. Das zeigt, dass der Verband auch politisch mitdenken will, was ich sehr begrüße. 5. Welche Zukunftsvisionen hast du für die CAJ? Ohne einen genauen Einblick in die vielfältigen Bereiche der CAJ Münster zu haben, denke ich, dass der Begriff Bildung auch in Zukunft ein wichtiger sein wird. Die Gesellschaft verändert sich sehr schnell und es ist in meinen Augen gerade für junge Menschen wichtig, Angebote zu erhalten, durch die sie sich politisch, aber auch religiös bilden können. Was können wir dazu beitragen, dass jungen Menschen die Gesellschaft nicht am Allerwertesten vorbeigeht, sondern sie sich selbstbewusst und mutig positionieren können?